Wildbad Innichen - Reste einer prunkvollen Nobelherberge

Zwischen Sexten und Innichen sprudeln in einem mystischen Wald fünf Heilwasserquellen, die bereits den Römern bekannt waren. Hier wurden nämlich Münzen bzw. eine Statue gefunden, die Zeus zeigt, der unter anderem als Schutzherr der Thermen verehrt wurde. 

Aufgrund der Völkerwanderung rückte aber die Nutzung der Quellen in den Hintergrund und erst Benediktinermönche entdeckten diese vermutlich wieder. Im 17. Jahrhundert wurden die Badeeinrichtungen bzw. die Quellen dann vom Stift, das 769 in Innichen gegründet worden war, verpachtet. Wirft man einen Blick auf die ehemaligen Inventarlisten, so wird ersichtlich, dass es sich eher um eine zweckmäßig eingerichtete Anstalt handelte, die den Namen "Wildbad" trug. 

Frühere Luxusherberge: Das Wildbad in Innichen
Frühere Luxusherberge: Das Wildbad in Innichen

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Wasser an der Universität Innsbruck erstmals auch wissenschaftlich untersucht und die Experten fanden heraus, dass dieses über eine bessere Heilkraft verfügte als zuvor angenommen. Das führte zu einem Wettlauf um die Verwertung, den letztendlich Johann Graf Scheiber, ein Arzt und Adeliger, für sich entscheiden konnte. Er erstand im Jahr 1864 das Grundstück sowie die Lizenz zur Wasserverwertung und errichtete ein Thermalhotel, das einem Palast ähnelte. Das Grand Hotel Wildbad verfügte über Dampfbäder, Saunen sowie Spiel- und Tanzsäle, in dem die Schönen und Reichen residierten. Sogar Kaiser Franz Joseph verbrachte hier seine Sommerfrische und eine der Quellen wird seither auch Kaiserwasser genannt. 

Nach dem großen Erfolg des Hotels erfolgte aber im Ersten Weltkrieg ein sehr tiefer Fall. Es wurde schwer beschädigt, da sich in der Luxusherberge ein österreichisches Truppenkommando einquartiert hatte. Im Vertrag von Saint-Germain wurde Südtirol dann Italien zugesprochen, die Eigentümer hatten kein Geld, um das Gebäude wieder instandzusetzen und die Stammgäste waren aufgrund einer neuen Grenze von ihrem Ferienort abgeschnitten. Somit musste das Inventar unterschiedlichen Gläubigern überlassen werden und das einstige Nobelhotel verfiel. Auch heute erinnert nicht mehr viel an den früheren Prunk, dennoch strahlt das Wildbad noch immer etwas sehr Eindrucksvolles aus. Mittlerweile ist es in Besitz der Brauerei "Forst", ein Neustart des Hotels wird aber ausgeschlossen, wären doch Millioneninvestitionen vonnöten. 

Zwei der fünf Quellen werden aber von der Brauerei genutzt, da "Forst" neben dem Kaiserwasser auch Wasser aus der Lavaredo-Quelle vertreibt. Im Frühling, Sommer und Herbst kann man auch vom Heilwasser probieren, denn rund um die Ruine gibt es drei Heilwasser-Brunnen samt Infotafeln, auf denen die Wirkung des Wassers beschrieben wird. Erst im Jahr 1820 entdeckte der Apotheker Josef Stapf im Wald unterhalb des Wildbades die sogenannte Eisenquelle, die er Antonibrunnen nannte. Das Eisenwasser ist ein sehr mineralreiches Wasser, das Iod sowie Spuren von Lithium, Blei, Kupfer, Chrom, Brom, Bor und Aluminium enthält. Einige Jahre später wollte man für diese Quelle ein eigenes Badhaus errichten, allerdings scheiterte die Idee aus finanziellen Gründen, sodass man die Quelle daraufhin im Wildbad nutzte. Bereits im Jahr 1820/21 analysierte man das Wasser dieser Quelle und schrieb ihm äußerst gute Eigenschaften zu. Eine Trinkkur wurde bei Impotenz, Unfruchtbarkeit, Frauenleiden, Blasenleiden, Blutungen, Hyperchondrie oder Magenkrämpfen eingesetzt, warme Bäder hingegen verabreichte man bei Neurosen mit Überregbarkeit. 

 

Die bekannteste Quelle war die Schwefelquelle, die man vor allem für Voll- und Sitzbäder sowie für Umschläge verwendete. Dampfbäder wurden zudem gegen Bronchitis, Asthma oder Hautkrankheiten verabreicht. Die Schwefelquelle ist sehr mineralreich, kalzium- und magnesiumhaltig und enthält zudem Spuren von Lithium, Blei, Kupfer, Chrom, Barium und Bor. Die Quellen des Wildbads unterscheiden sich in ihrem Mineralgehalt, da sie im Untergrund unterschiedliche Wege durchlaufen. So gibt es einen sehr tiefreichenden Weg, bei dem viele Stoffe gelöst werden, ein anderer Weg verläuft etwas seichter und das Wasser kann dann auch weniger Stoffe lösen. Die Schwefelquelle verfügt über die größten Anteile an tiefreichendem Wasser und ist daher auch höher mineralisiert. 

 

Tipp: 

 

 

Wer möchte, kann dann auch noch zur Kapelle St. Salvator spazieren, die auf einer kleinen Anhöhe über den Quellen zu finden ist und im Jahr 1594 eingeweiht wurde.

 

Ebenso sehenswert: Die Stiftskirche in Innichen, die aus dem 13. Jahrhundert stammt und über eine sehr beeindruckende Kreuzigungsgruppe verfügt. 

Lesestoff*:

Georg Lux und Helmuth Weichselbraun: Vergessene Paradiese. Entdeckungen, Ausflüge, Abenteuer im Alpen-Adria-Raum. Styria Verlag, 2018.