Buchtipp: Christian Schüle: Vom Glück, unterwegs zu sein. Warum wir das Reisen lieben und brauchen

„Wer die Welt nicht aufsucht, wird sich nicht finden“ schreibt Christian Schüle im Prolog seines inspirierenden Buches „Vom Glück, unterwegs zu sein, in dem er nicht nur seine persönlichen Erlebnisse beim Reisen reflektiert, sondern sich auch auf eine philosophische Suche nach dem Sinn des Reisens begibt.

 

 

Christian Schüle bricht dafür immer wieder auf zu neuen Abenteuern, die er ganz klar vom reinen Urlaubmachen trennt, um auf diese Weise die Gelassenheit, die Wahrnehmung und das Sich-Zeit-Nehmen zu trainieren. Er wird dabei nicht nur von seiner Neugier angetrieben, sondern hat sich auch einer weiteren Großmacht verschrieben: nämlich dem Zufall. „Zufall hat wesentlich mit Glück zu tun und das Glück des Zufalls wesentlich mit Zeit“, schreibt Schüle.

 

 

Das Reisen ist für den Philosophen die beste Art, um „sich in der Welt selbst aufzuspüren“ und dafür bricht er in die Berge Guatemalas auf, verbringt bizarre Nächte in Tokio oder Blackpool, lässt sich auf alte Pilgerwege in Norwegen ein oder wandert durch unbeleuchtete Gassen in Kairo. Mit im Gepäck: den Müßiggang, der es zulässt, sich nach Nebensächlichkeiten zu bücken, wie es auch bereits Peter Handke so schön formuliert hat. „Reisen ist ja keine Aneinanderreihung von Höhepunkten, sondern oft genug ein Exerzitium an Belanglosigkeiten: warten, gehen, stehen. Kaufen, handeln, schwitzen. Jammern, fluchen, stöhnen. Halsweh, Wehmut, Mutlosigkeit“, verlautbart der Philosoph.  

Ein elementarer Sinn des Reisens besteht für Schüle zudem im Staunen, das uns zum Teil schon abhanden gekommen ist. Und dieses Staunen gelingt vor allem dann, wenn man sich vorbehaltlos auf einen Ort einlässt, um ihn in weiterer Folge verstehen zu lernen. „Eroberung heißt also, sich ohne Vorbehalte und Kenntnisse vom Ort selbst führen zu lassen, bis man sich selbst durch den Ort führt, weil man dessen Grammatik zu entschlüsseln beginnt.“

 

 

Wer also ebenfalls wie Christian Schüle die Grammatik der Fremde lesen und übersetzen lernen möchte, wird dieses Buch, das so viel mehr als ein gewöhnlicher Reiseführer ist, auf jeden Fall sehr zu schätzen wissen.

Lesefutter*:

Christian Schüle: Vom Glück, unterwegs zu sein. Warum wir das Reisen lieben und brauchen.