Ein Geländeroman. Diesen Untertitel trägt Esther Kinskys "Hain", in dem die Ich-Erzählerin nach dem Ableben ihres Lebensgefährten nach Italien reist, um hier Orte zu besuchen, an denen sowohl das Lebendige als auch die Vergänglichkeit allgegenwärtig sind.
Bereits das zweite Kapitel "Weg", ein Wort, das sich auf unterschiedlichste Art und Weise lesen lässt, steht ganz im Zeichen des Verlusts, ein Thema, das sich auch im weiteren Verlauf der Reise fortsetzt. Es ist eine sehr leise Trauer über die Esther Kinsky hier schreibt und die durch ihre detailreichen Schilderungen sowohl im Inneren als auch im Außen sichtbar wird, zum Beispiel wenn sie schreibt: "Die Tage wurden länger, aber kaum wärmer und heller".
Trotzdem ist es ein Buch, das dem Leben zugewandt ist und das versucht, die Grauzone zwischen Vergänglichkeit und Leben auszuloten. Ihre topographischen Schilderungen werden dabei gleichzeitig zu einem Stillleben mit Tiefenbohrungen in die Seele und ihre Spurensuche in der Landschaft ist ein Weg, um ihre eigene Trauer zu bewältigen, was "Hain" zu einem sehr traurigen, aber zugleich kostbaren Roman macht.
Lesestoff*:
Esther Kinsky: Hain. Ein Geländeroman.