"Ich neige sehr dazu, aus dem Rucksack zu leben und Fransen an den Hosen zu haben", so Hermann Hesse in seinem Buch mit dem Titel "Wanderung". "Lange hat es gedauert, bis sich wusste..., dass ich Nomade bin und nicht Bauer, Sucher und nicht Bewahrer...Der Wanderer ist in vielen Hinsichten ein primitiver Mensch, so wie der Nomade primitiver ist als der Bauer. Die Überwindung der Sesshaftigkeit aber und die Verachtung der Grenzen machen Leute meines Schlages trotzdem zu Wegweisern in die Zukunft."
Vom Maltschachersee auf den Zingelsberg
"Ich hatte, wie man weiß, den Wunsch, den heutigen Menschen das großzügige, stumme Leben der Natur nahezubringen und lieb zu machen. Ich wollte sie lehren, auf den Herzschlag der Erde zu hören, am Leben des Ganzen teilzunehmen und im Drang ihrer kleinen Geschichte nicht zu vergessen, dass wir nicht Götter und von uns selbst geschaffen, sondern Kinder und Teile der Erde und des kosmischen Ganzen sind." (Aus Hermann Hesse: Peter Camenzind)
Die Sehnsucht nach der Natur wird auch im Rahmen dieser Wanderung gestillt, die direkt beim Parkplatz des öffentlichen Strandbads Maltschachersee startet und vor allem für Genusswanderer sehr empfehlenswert ist. Von dort geht es zunächst in Richtung Briefelsdorf. Ihr kommt beim sogenannten Trippelgut vorbei, einem Weingut, das ich euch sehr empfehlen kann, und wandert dann weiter durch den Wald zum Mattersdorferhof, wo es einen sehr idyllischen Teich gibt, an dem ich schon sehr häufig eine Pause eingelegt habe. Anschließend verläuft der Weg über Hoch St. Paul bis zum höchsten Punkt, dem Zingelsberg, und dann weiter über Sittich zurück zum Maltschachersee, wo sich im Sommer auch ein Sprung ins kühle Nass lohnt.
Von Burg zu Burg in Friesach
In Friesach ist es still. Aus dem Brunnen sprudelt das Wasser, auf dem Kopfsteinpflaster klappern die Absätze einiger Menschen, die sich zum Frühstück im Kaffeehaus treffen. Der Stadtgraben führt kaum Wasser, einige Morgensportler radeln den Grabenring entlang und werfen einen Blick in die verwunschenen Gärten der Villen und Häuser, die sich hier aneinanderreihen. In den Auslagen werden alte Schreibmaschinen ausgestellt, die Burgen und Ruinen rund um die Stadt erinnern an frühere Zeiten und der Weg zum Petersberg ist ein einziges Grün. In Friesach ticken die Uhren langsam. Ich mag das.
Der Friesacher Burgenwanderweg beginnt direkt am Hauptplatz, von wo aus man in Richtung Stadtgraben wandert. An der Brücke könnt ihr auch eine sogenannte Bäckertauche sehen, die früher ein Strafgerät für Schurken darstellte. Nach dem Überqueren der Brücke geht es weiter entlang des Grabenrings bis zur St. Veiter Straße und Nadlergasse bzw. zum Heidentor und zur Ruine Virgilienberg. Danach verlässt man die Stadt und nähert sich dem "Burgbau Friesach", einer Art historischen Experimentierbaustelle, die sehr sehenswert ist.
Hier wird nämlich auf einem Hügel eine Höhenburg errichtet, für die man auf altes Handwerkswissen zurückgreift und keine modernen Gerätschaften verwendet. Innerhalb von 40 Jahren soll hier eine Burganlage mit Ringmauern sowie einer Kapelle entstehen, wobei die Arbeiter nur von Noriker-Pferden unterstützt werden. Die Besucher haben hier die Möglichkeit, den HandwerkerInnen zuzusehen und können auf diese Weise auch altes Wissen wiederentdecken.
Anschließend geht es weiter durch den Wald zur Lourdesgrotte bzw. zur Ruine Rotturm, die früher eine Befestigungsanlage war. Schließlich zweigt ihr dann zum Petersberg ab, der auch die Spielstätte der Friesacher Burghofspiele ist. Von dort genießt man einen tollen Ausblick auf die Stadt sowie auf Friesachs Umgebung, bevor es dann wieder bergab in Richtung Hauptplatz geht. Emfpehlenswert ist auch noch ein Abstecher zur Dominikanerkirche, die mich persönlich sehr beeindruckt hat.
Von Sattendorf nach Ossiachberg
"Der Wanderer bewohnt eine Landschaft, er ist durch die unbestimmte Wiederholung seiner Schritte in sie eingerollt, in ihr einquartiert. Letzten Endes wird er zu einer Art Kerbe in der Landschaft, deren Teil er ist - zu einer Falte." (Frédéric Gros)
Ossiachberg ist eine kleine Ortschaft in der Gemeinde Steindorf am Ossiacher See, die man von Sattendorf aus über einen Wanderweg erreichen kann. Hat man die Kirche in Sattendorf passiert, so zweigt der Weg rechts in den Wald ab und man wandert dann etwa 45 Minuten relativ steil bergauf, kann aber unterwegs immer wieder das tolle Panorama auf den Ossiacher See genießen. Der Rest des Weges führt dann über eine Asphaltstraße, wer noch Kondition und Ausdauer hat, gelangt von Ossiachberg aus zudem noch weiter auf die Gerlitzen. Sehr empfehlenswert ist die Wanderung vor allem im Herbst, wenn sich die Bäume bunt färben und das Laub beim Gehen unter den Füßen raschelt.
Der Magdalensberg - Kärntner Kultberg
Etwa 15 Kilometer nordöstlich von Klagenfurt erhebt sich der Magdalensberg, der vor allem aufgrund seiner Ausgrabungen sehr bekannt ist und auch als "der Heilige Berg Kärntens" gilt. Früher war hier eine keltische bzw. eine römische Siedlung zu finden, außerdem ist er der Ausgangspunkt des traditionellen Vierbergelaufs, eine Wallfahrt, die schon um 1500 erstmalig Erwähnung fand. Der Ort vermittelt seinen Besuchern Weitblick, Freiheit und Stärke, sehr empfehlenswert ist es auch, die Kirche ein Mal gegen den Uhrzeigersinn zu umrunden, danach hineinzugehen, um zu spüren, wie sich plötzlich alles leichter anfühlt.
Unter dem Gipfelhaus findet ihr dann den Archäologischen Park Magdalensberg, der früher die Hauptstadt von Noricum darstellte und in dem zahlreiche Funde, wie zum Beispiel der "Jüngling vom Magdalensberg" zu finden sind. Zudem kommt ihr am Gipfel auch an einem Wildtiergehege mit Fütterungsstelle vorbei, das sich vor allem bei den Kleinen großer Beliebtheit erfreut.
Kunst und Natur rund um den Längsee
Beim Stift St. Georgen am Längsee startet der Kunstwanderweg, dessen Grundlage ein Prosatext bildet, den man in acht Teile zerlegte. An den acht Stationen finden die Wanderer acht verschiedene Skulpturen, die jeweils eine Textpassage zum Inhalt haben. Di einzelnen Skulpturen sind zwischen drei und vier Meter groß und fügen sich so ideal in die Landschaft ein. Bänke neben den Kunstwerken laden zudem zum Verweilen ein.
"Durch einen starken Glauben
spüre ich die Verbundenheit zur Welt
die Ruhe in mir,
ein Ziel vor Augen
und ein bisschen Glück.
Dann werde ich fliegen
lernen, frei sein
und darauf vertrauen,
dass mich etwas trägt,
dass ich nicht allein bin,
sondern eins mit allem.
(Tina und Andres Klimbacher)
Stattet auch unbedingt dem Stift St. Georgen einen Besuch ab, das ein ganz wunderbarer Ort der Kraft und Stille ist. Das Stift wurde bereits vor rund 1000 Jahren gegründet und verfügt über einen sehr sehenswerten Stiftsgarten, ein Lavendellabyrinth sowie über eine Arena, die man aus Wildsträucherhecken und Natursteinblöcken gebaut hat.
Der Naturerlebnis-Garten
Der Naturerlebnis-Garten wurde in Form eines Buchenblattes angelegt. Auf engem Raum wechseln sich hier Trocken- und Feuchtlebensräume mit Magerwiesen und Wildblumenbeeten ab. Für die Besucher wird der Garten somit zu einem abwechslungsreichen Erlebnisraum und zu einem Ort der Erholung.
Das Stiftslabyrinth
Das Labyrinth ist Wagnis und Wandlung. Es bedeutet Gefahr und Verlust, Ich-Findung und Neugeburt und ist ein Sinnbild für die Wirren der Welt.
"Unser Blick - und damit unsere Seele - darf den Weitblick in die Zukunft atmen. Wir lassen die Vergangenheit hinter uns und tauchen ein in die Freiheit und Weite des Lebens. Wir entscheiden selbst, in welche Richtung wir blicken wollen. Die Schöpfung zeigt sich uns im Wolkenspiel, in den Bergen, in der Landschaft, aber auch in den Bäumen und Pflanzen - in einem einzigen Blick vereint und dennoch getrennt wahrnehmbar. Durch den Ausblick erleben wir die Befreiung, nach der sich unsere Seele sehnt - grenzenlose Weite und trotzdem Orientierung."
Höchster Gipfel des Vierbergelaufs: Der Veitsberg
Der heilige Veit ist der Schutzpatron der Winzer, Bierbrauer und Gastwirte und nach ihm wurde auch der Veitsberg, der in der Marktgemeinde Liebenfels zu finden ist, benannt. Über ihn führt auch der bekannte Vierbergelauf, der jedes Jahr am zweiten Freitag nach Ostern - am sogenannten Dreinagelfreitag - stattfindet.
Die Wallfahrt startet um Mitternacht auf dem Magdalensberg und führt dann durch das Zollfeld weiter über den Ulrichsberg und den Veitsberg auf den Lorenziberg, wo der Vierbergelauf dann endet. In etwa 16 Stunden müssen von den Teilnehmenden dabei etwa 2000 Höhenmeter zurückgelegt werden, außerdem finden unterwegs auch fünf Messen und drei Andachten statt. Überlieferungen nach hat sich jeder, der zumindest dreimal an der Wallfahrt teilgenommen hat, einen Platz im Paradies verdient.
Der Name "Dreinagelfreitag" bezieht sich auf die drei Nägel, die man verwendete, um Jesus ans Kreuz zu schlagen, dennoch ist der Vierbergelauf keine rein kirchliche Veranstaltung. So gibt es beispielsweise keinen offiziellen Veranstalter, "erfunden" wurde die Wallfahrt wahrscheinlich im 15. Jahrhundert von zwei Familien, die aus Nürnberg stammten und als Kaufleute bzw. Bergbauunternehmer in St. Veit tätig waren. Das gemeinsame Pilgern nahm rasch an Beliebtheit zu, da die Bevölkerung immer wieder schwierige Zeiten durchlebte.
Natürlich kann man den Veitsberg aber auch außerhalb des Vierbergelaufs erwandern, wobei der Ausgangspunkt der Wanderung dann die Ortschaft Liemberg ist. Wer möchte, kann im Rahmen der Wanderung auch die Burg Liemberg besichtigen, die aus dem 12. Jahrhundert stammt. Von der Burg aus gelangt man dann über die sogenannte Blutwiese weiter auf den Veitsberg. Der Name der Wiese stammt von den Vierberglern, die meist zur Mittagssonne dorthin kommen und dann "Blut schwitzen". Möchte man die Wiese umgehen, so kann man von Liemberg aus auch über einen Forstweg den Gipfel erklimmen, wo sich ein kleines Kirchlein befindet. Das Gotteshaus wurde erstmalig im Jahr 1580 urkundlich erwähnt und ging im Laufe seiner Geschichte auch zweimal in Flammen auf. Jeder, der das Kirchlein beim Vierbergelauf dreimal umrundet und anschließend im Innenraum die Glocke läutet, darf darauf hoffen, dass ihm ein Wunsch erfüllt wird. Nicht zu vergessen: Vom Gipfelplateau aus genießt man dann ein traumhaftes Panorama auf die Umgebung.
Lesestoff*:
Dieter Buck: Genusswandern in Kärnten: Leichte Touren zum Schauen, Staunen und Entdecken.
Paul Gleirscher: Mythos Magdalensberg: Pompeji der Alpen und heiliger Gipfel.
Josef Knappinger: Erlebniswanderungen Magdalensberg: Kulturraum - Naturjuwel - Lebensraum.
Georg Lux und Helmuth Weichselbraun: Vergessene Paradiese. Entdeckungen, Ausflüge, Abenteuer im Alpen-Adria-Raum.
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