Seit Jahrtausenden lebten Mystiker, Mönche oder andere Menschen auf Bergen, in Wüsten oder Wäldern, wo sie Zuflucht suchten und meditierten. Die unübertreffliche Weisheit und Stille inspirierten sie, wobei wir heute die Fähigkeit, der Natur mit allen Sinnen zu lauschen, beinahe verloren haben. Wir haben Schwierigkeiten, uns zu konzentrieren oder eine Zeit lang still zu sein. Dennoch können wir diese Entwicklung beeinflussen, wenn wir wieder regelmäßig in Kontakt mit der Natur treten.

Die freie Natur beruhigt unseren Kopf, der sich ständig sorgt und ununterbrochen Pläne macht. John Muir hat in seinem Buch "The Wilderness World" gesagt, dass ,,der klarste Weg ins Universum durch eine Waldwildnis führt." In der Natur können wir lernen, wie wunderbar genährt und gehalten wir dort werden, sie unterstützt uns dabei, unseren Platz im Leben einzunehmen, und lehrt uns, in Frieden und Einklang zu leben.

Praktizieren wir Achtsamkeit in der Natur, z. B. durch Meditation, so werden wir empfänglicher und sensibler für die Welt, unser Geist wird ruhig und konzentriert und wir nehmen wieder ganz kleine Dinge, wie beispielsweise einen fliegenden Vogel wahr. Begeben wir uns in eine Landschaft, die größer ist als unsere Ängste und Probleme, so weitet sich unser Inneres, denn die Natur vermittelt uns die Botschaft, dass alles in Ordnung ist, wie es ist.

Seit einigen Jahren versuche ich, so viel Zeit wie möglich in der Natur zu verbringen. Dann merke ich, wie ich weicher und sanfter werde, auch im Umgang mit mir selbst und wie sich ein Gefühl des Verbundenseins einstellt. In solchen Momenten kann ich auch verstehen, warum sich viele Menschen in die Wildnis zurückzogen, denn wie auch Gary Snyder sagt: ,,Die Lektionen, die wir in der Wildnis lernen, werden zum Schlüssel zur Freiheit."

Gary Snyder: Lektionen der Wildnis. Matthes & Seitz Berlin