Ich war in Irland unterwegs. Genauer gesagt in den Bergen bzw. in der Klosterstadt Glendalough.
Die bekannte irische Klosterstadt liegt in einem Tal der Wicklow Mountains und wurde im 6. Jahrhundert vom heiligen Kevin gegründet. Die Klosteranlage expandierte sehr rasch und Kevin zog sich daraufhin auf einen Hügel zurück, wo er fortan als Eremit lebte.
Kevin hatte vor allem eine sehr enge Verbindung zur Tierwelt, daher stellt man ihn auch sehr oft gemeinsam mit Tieren dar. Man sagt, dass Kevin zum Gebet im Upper Lake gestanden sein und sich auf seinen ausgestreckten Armen eine Amsel niedergelassen haben soll. Kevin wollte den Vogel aber nicht stören und blieb daher für mehrere Stunden im Wasser stehen.
Die Stelle, an der Kevin sich niederließ, ist auch unter dem Namen St. Kevin´s Cell bekannt, vor dort aus kann man zudem ein beeindruckendes Panorama auf den See genießen. Vom Upper Lake aus gelangt man zu Fuß in etwa zwanzig Minuten zur eigentlichen Klosterstadt, die im Osten des Lower Lakes zu finden ist. Zuerst kommt man bei der sogenannten Reefert Church vorbei, die ein ganz besonderes Flair ausstrahlt. Die Klosterstadt kann über eine kleine Brücke betreten werden und sofort steht man auch direkt vor der St. Kevin´s Church bzw. dem Priest´s House. In diesem Gebäude - so vermutet man - sollen sich die Reliquien des heiligen Kevin befinden. Die größte Kirchenanlage, die auf dem Gelände zu finden ist, ist die sogenannte St. Peter and St. Paul Kathedrale, die aus dem 10. Jahrhundert stammt. Im Norden der Anlage könnt ihr zudem den 30 Meter hohen Rundturm bestaunen, der noch im Originalzustand erhalten ist. Nur das Dach des Turms wurde im Jahr 1876 nachgebessert. Früher war der Rundturm ein Zufluchtsort für die Glaubensbrüder, vor allem dann, wenn es Angriffe auf die Siedlung gab.
Neben Clonmacnoise war Glendalough das wichtigste irische Glaubenszentrum, wobei in der Blütezeit mehrere tausend Glaubensbrüder hier lebten. Im Jahr 1214 wurde die Klosterstadt dann dem Erzbistum Dublin unterstellt, wodurch sie dann an Bedeutung verlor. 1398 gab es in Glendalough dann einen verheerenden Brand, nach dem das Kloster dann zugrunde ging.
Ich stehe mittendrin am Rand.
Eure M.
Reisetipps für Glendalough
Glendalough ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel und vor allem in den Sommermonaten geht es hier sehr turbulent zu. Die eindrucksvolle Landschaft und die Stille erlebt ihr am besten am Morgen oder frühen Abend bzw. im Herbst oder Winter.
Lesetipps*:
George McClafferty: Glendalough: History, Monuments and Legends
Rita de Monte: Glendalough: Tor zum Licht
James L. Nelson: Glendalough Fair: A Novel of Viking Age Ireland
Andreas Stieglitz: DuMont Wanderführer Irland: Mit 35 Routenkarten und Höhenprofilen
James L. Nelson: Die Wikinger - Der Verrat von Glendalough