Ganz versteckt in den Bergen an der japanischen Westküste liegt ein Zen-Kloster. Dorthin verschlägt es auch die Schweizer Schauspielerin Sabine Timoteo, die sich für einige Monate eine Auszeit nimmt und sich ins Kloster zurückzieht.
Was aber bedeutet Zen eigentlich? Im Mittelpunkt des Zen-Buddhismus steht die Meditation, bei der man regungslos und schweigend oftmals über mehrere Stunden im Lotussitz verharrt. Diese Praxis erfordert sehr viel Disziplin und Kraft und sie verfolgt das Ziel, von allen Begierden und Anhaftungen frei zu werden und die Verstandesfixierung zu durchbrechen.
Auch im Zen-Kloster Antaiji praktiziert man täglich das Zazen. Der Tag beginnt um vier Uhr, nach der Meditation, die über vier Stunden dauert, wird im Wald, im Garten oder im Haus gearbeitet. Der Dokumentarfilm begleitet die Bewohner durch ihren Alltag, einen Alltag, der ohne viele Worte auskommt. Das ist auch für den Zuschauer zunächst ungewöhnlich. Zen for Nothing ist ein stiller Film und zu Beginn glaubt man, diese Stille nur schwer aushalten zu können. Im Laufe der Zeit wird man aber mitgetragen auf dieser Welle der Schweigsamkeit, taucht selbst ein in dieses für uns völlig unwirkliche Leben, in dieses Zurückgeworfensein auf die existenziellen Fragen und auf sich selbst. Lange gingen mir die Bilder aus diesem Film nicht aus dem Kopf: Wie schwierig und gleichzeitig schön es ist, das Gegenwärtigsein zu praktizieren, die täglichen Verrichtungen, die wie Rituale scheinen, das einfache Leben.
Sehr beeindruckend ist auch der Moment, in dem Sabine Timoteo vor der Gemeinschaft das Gedicht "Wie man einen Vogel malt" von Jacques Prevet vorträgt, das die Erfahrung des Zen-Weges versinnbildlicht:
Male zuerst einen Käfig mit offener Tür.
Dann male etwas, was hübsch ist,
und einfach
schön und nützlich,
für den Vogel.
Male dann einen Baum
in einem Garten,
in einem Gehölz,
in einem Wald.
Verbirg dich hinter dem Baum,
sprich nicht
und halte still...
Manchmal kommt der Vogel geschwind,
doch mag es auch Jahre dauern,
bis das geschieht.
Lass den Mut nicht sinken
Und warte.
Viele Jahr, wenn der Vogel so will.
Ob er geschwind kommt oder zögernd,
der Wert des Bildes wird davon nicht berührt.
Kommt er dann,
falls er kommt,
übe tiefes Schweigen,
bis er im Käfig ist.
Verschließe die Tür mit einem sanften Pinselstrich.
Dann
Lösche alle Gitterstäbe aus,
einen nach dem anderen
und hüte dich, die Federn des Vogels zu berühren.
Male dann das Bild eines Baumes
Und wähle den schönsten seiner Zweige
Für den Vogel,
warte auf sein Singen.
Singt er nicht,
ist es ein schlechtes Omen,
und ein schlechtes Bild.
Singt er,
ist es ein gutes Omen,
du kannst ein gutes Bild mit deinem Namen zeichnen.
Mit sanften Händen reiß' dem Vogel eine Feder
Aus dem Gefieder,
und schreibe deinen Namen
an den Rand.
Zen for Nothing ist ein beeindruckender Film, einer der mit sehr unprätentiösen Einstellungen auskommt, von vielen kleinen Details und von Müdigkeit und Anstrengung erzählt. Es ist ein Film für Suchende, die bereit sind, sich auf die Stille einzulassen, auf völlig fremde Rituale, um dadurch in der Gegenwart und im Sein anzukommen.
Filmtipp*:
Zen for Nothing - Leben im Antaiji Kloster, Regisseur: Werner Penzel
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