"Wider die Natur" ist ein stilles Buch, es ist ein Liebesroman des norwegischen Autors Tomas Espedal, in dem er sich mit seinen drei großen Lieben auseinandersetzt.
Die Liebe zu einer jungen Frau, die aus dem Arbeitermilieu stammt, die Liebe zu einer Schauspielerin, für die er nach Rom und Nicaragua zieht, und die Liebe zu einer jungen Frau, die seine Tochter sein könnte und die er auf einem Fest kennenlernt. Manche Themen - wie beispielsweise älterer Mann liebt junge Frau - muten zunächst etwas klischeehaft an, sind aber in der Reduziertheit ihrer Beschreibung zutiefst berührend. Tomas Espedal, der bisher elf Bücher veröffentlicht hat, schreibt ausschließlich autobiografisch und schildert ohne zu verschönern, welche Schattenseiten das Dasein oftmals bereithaben kann.
Zusätzlich zu seinen eigenen Erfahrungen bezieht sich der Autor in "Wider die Natur" auch auf andere literarische Größen wie Ovid oder Samuel Beckett und baut auch immer wieder Zitate aus den Liebesbriefen von Abaelard und Helaise ein. Espedal schreibt aber in seinem Roman nicht nur über die Liebe, er ist auch ein genauer Beobachter der Natur, die ihm manchmal Angst macht. Er hält sich lieber drinnen auf, denn "alles, was draußen ist, verändert sich, doch drinnen können wir die Dinge bewahren, wie sie gewesen sind, die Möbel, Lampen, Zimmer."
Jeder Schritt nach draußen ist demnach ein Versuch, sich nicht nur mit den Veränderungen in der Natur, sondern auch mit seinem eigenen Leben und seinem Scheitern auseinanderzusetzen. Die Natur fungiert also in diesem Zusammenhang wie eine Art Spiegel, sie ist natürlichen Veränderungen unterworfen, die man auch im eigenen Leben zulassen muss und die nicht aufzuhalten sind: "Ich war immer drinnen am glücklichsten, selten draußen, abgesehen von einzelnen, aufblitzenden Funken, die etwas Unfassbares und Neues aufleuchten ließen, etwas, das ich nie gesehen hatte, etwas in der Natur."
Lesefutter*:
Tomas Espedal: Wider die Natur. Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel. MSB Verlagsgesellschaft mbH, 2014.
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